Kapitel 8 
(Juni 2015):

Good Girl in Groningen


Mami hob meine Transportkiste aus dem Auto. Wie? Darf ich nicht mit? Dann legte sie mir aber ein seltsames Zaumzeug an und hakte mich am Sicherheitsgurt vom Rücksitz ein. Mit Tante Uschi an meiner rechten Seite und Mami links blieb mir vom Sitz nicht viel übrig, um mich irgendwie auch mal auszustrecken (Ich bin inzwischen ein großes Mädchen, 8 Monate alt und ziemlich ausgewachsen. Ich bin lang!). Also legte ich meinen Kopf auf eins ihrer Beine, wobei ich immer mal abwechselte, um bequemer zu liegen.

Nach zwei Stunden hielten wir an einem Autobahnrestaurant an und Mami sagte: „Geh los und verrichte dein Geschäftchen". Hab ich auch prompt erledigt. Zurück ins Auto und auf die Straße. Aber schon bald darauf stiegen wir alle in einem holländischen Parkhaus aus und sie nahmen mich mit. Ich hatte mein Sonntagshalsband um und marschierte an der Sonntagsleine.

Ein Markt! – Hundert Mal größer als die in Bassum oder Syke, wo ich als Baby schon „Markt“ geübt hatte. Dieser war voller Menschen, Fahrräder, Kinderwagen und kleiner Elektrorollstühle. In holländischen Städten gibt es so viele Fahrräder, dass man kaum glauben kann, dass noch jemand zum Autofahren übrig bleibt.

Markt! – Die Matjessaison hat begonnen und die besten gibt’s in Holland. Und die allerbesten auf dem Markt in Groningen. Alle strebten sogleich einer Fischbude zu und die Androiden unter uns aßen Matjes, indem sie den Fisch in Zwiebelwürfeln schwenkten und ihn dann am Schwanz hochhielten und von unten abnagten, ganz wie die Holländer selbst. Alles, was übrig bleibt sind Mittelgräte und Schwanz. Sie benahmen sich also wie die Katzen in Cartoons. Ich bekam währenddessen ein Hundeleckerli.

Dann orderten sie noch 40 Stück zum Mitnehmen. Während die fertig gemacht wurden scannten wir die Obst- und Gemüsestände: Pak Choi, Artischocken, Auberginen, unbekanntes Grünzeug, Kaiserschoten, Kirschen, Erdbeeren ….., bis sie alle Hände voll mit guten Sachen hatten, die sie erstmal zum Auto trugen. Dann folgte eine zweite Runde: Brot, Käse, Blumen. Mami war ganz beeindruckt, dass sie beide Hände voll haben und mich auch noch an der Leine halten konnte, weil ich so gut mitgemacht habe. Nächstes Jahr trage ich meine Satteltaschen, die ich von Gráinne geerbt habe, und helfe mit dem Schleppen.

Nachdem wir auch diesen Beutezug zum Auto gebracht hatten, ließen wir uns zu einem Kaffee und einer Kleinigkeit zu essen in einem Café nieder. Die Kellnerin brachte mir eine Extraschüssel mit frischem Wasser. Dann ging’s wieder zurück auf den Markt. Alle waren beeindruckt, wie gut ich inmitten der Menschenmenge mitlaufen konnte und nie an der Leine gezogen hatte. Tante Uschi machte einige Fotos für diese Homepage.

Zurück dann zum Matjesstand, um die Bestellung abzuholen und noch einiges an Fisch dazu zu kaufen: Kabeljau, Lachs Wolfsbarsch, Makrelen zum Grillen. Kein Wunder, dass meine Kiste vor der Abfahrt entfernt werden musste: Der Kofferraum war nun voll mit guten Sachen. Auf der Rückfahrt hab ich ziemlich fest zwischen Uschi und Mami geschlafen. War wohl doch etwas anstrengend für mich. Aber gut!

Zuhause haben sie dann die Makrelen gegrillt. Ich bekam auch ein Stück zum Probieren, habe aber doch ein Hundeleckerli vorgezogen

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