Kapitel 15 
(Juli und August 2016):

Bester Reisehund der Welt!
(Sagt jedenfalls Daddy)


Sie packten und packten und packten. - Ich sah zu und sah zu und sah zu.
Schließlich sagte Daddy das magische Wort: „Kommst du mit?“ – Ist der Papst katholisch?

Das sah allerdings schon etwas komisch aus: weder stand meine Transportkiste in Mamis Auto (sondern in Daddys Car) noch stand sie mit der Öffnung zur Heckklappe (sondern seitlich hinter dem Fahrersitz). Egal, da hüpfte ich hinein und blieb sieben Stunden lang ruhig, unterbrochen nur von vier Rasenstops (Da pinkelte ich dann auf Kommando), bis wir bei einem Hotel in Frankreich ankamen.

Mein allererstes Hotel, wenn auch nur für eine Nacht! Spannend! Daddy hatte es gebucht, nicht ohne bei Google Earth zu prüfen, ob auch Grünflächen (W&P Grounds - Walk and Piddleflächen) in der Nähe waren, wo ich nach der langen Fahrt meine Beine bewegen konnte, möglichst ohne Leine. Und so war’s dann auch: Ich tobte voller Freude mitten zwischen Feldern entlang.

Der Ort hieß Dury und die Leute sprechen hier Französisch, was Mami wenig und Papi etwas besser versteht. Mir hat’s nichts ausgemacht. Ich hab so getan, als ob ich alles verstehe. Ich habe meine Geschäfte auf Kommando verrichtet und mein Fressen aus einem neuen, faltbaren Napf verschlungen. Sag nur nicht, dass ich nicht flexibel bin!

Nach dem zweiten Fahrttag waren wir in der Bretagne angekommen und sie schleppten alle mitgebrachten Sachen in ein renoviertes, altes Steinhaus mit einem umzäunten Garten. Aha – hier leben wir also jetzt? Ich hab mich sofort eingewöhnt und wohlgefühlt. Mami war ganz froh, dass sie nur die Gartentür in der Küche öffnen musste, um mich herauszuschicken. Ich war auch froh, dass Daddy wieder ein Haus gefunden hatte, von dem aus ich gleich ohne Leine spazieren gehen konnte.

Es war gut, dass wir schon für die Begleithundprüfung (siehe letztes Kapitel) das Laufen an der Leine geübt hatten, denn wir besuchten in der nächsten Zeit wenigstens einmal am Tag einen Markt und mir machten die Menschenmengen und das Gedränge nichts aus, ich ging bequem zwischen Mami und Daddy. Sie kauften dort alles Mögliche: Obst und Gemüse, Käse, Wurst, Pasteten, Brot usw. Leider nie etwas für einen kleinen, lieben Hund.

Dafür brachten sie mich jeden zweiten Tag an einen Strand, wo ich im Wasser spielen konnte. Das waren meine ersten Erfahrungen mit der See – und ich liebte sie. Ich passte auf, dass mich die großen Wellen nicht erwischten. Nach und nach wurde ich etwas mutiger, wenn sie auf dem Strand ausliefen. Mami verlor mein Aquatoy im Wasser, noch bevor ich es zum ersten Mal ausprobieren konnte. Aber ich fand angeschwemmte Äste, die ich auf dem Strand herumschleppte und Daddy warf einen Tannenzapfen, dem ich hinterher jagen konnte. Eines Tages fand ich auch einen Spielkameraden. Er hieß Satie. Die ersten beiden Male zogen sie mir noch Gráinnes Schwimmweste an, aber als sie sicher waren, dass ich nicht zu tief ins Wasser gehen würde, durfte ich ohne sie herumtoben. Machte mir nichts aus. Mehrere Male wanderten wir ein Stück an einem Klippenweg entlang. Da musste ich allerdings an der Leine bleiben. Meine Autoritäten wollten nicht riskieren, dass ich über die Kante falle.

An anderen Tagen fuhren wir zu kleineren oder größeren Städten zum Sightseeing. Ich zeigte allen, wie wunderbar ein geprüfter Begleithund mitlaufen kann. Wenn ich draußen warten musste, z.B. bei einer alten Kirche oder bei Friedhöfen und Museen in der Normandie, dann blieben sie abwechselnd bei mir. Immer wieder hielten Leute an und fragten, von welcher Rasse ich sei, und freuten sich über diesen hübschen und wohlerzogenen Hund, wobei ich mich meistens erstmal in Froschposition hinlegte, denn das dauerte in der Regel etwas mit der Unterhaltung.

Die Innenstädte waren oft völlig zugepflastert, aber vor einer der Kathedralen lagerten gerade einige Pflanzen und Grassoden. Das nutzte ich erstmal aus, hob meinen Hintern von den Steinen ab, positionierte ihn über dem Grünzeug und bewässerte es. Später, in einer kleinen Stadt – wieder nirgends Grün in Sicht – erledigte ich mein Geschäft über einer Kanalroste, wobei es interessant nach unten klöterte. Mami und Daddy bogen sich vor Lachen. Falsch? „Alles in Ordnung, Róisín“, sagten sie, „du bist ein kluges Mädchen“. Sie dachten noch, dass dies ein Zufall gewesen wäre, aber am nächsten Tag hab ich das noch einmal so gemacht. Ich habe eben gute Manieren.

Auf dieser meiner ersten Urlaubsreise mit Mami und Daddy wurde ich mit einem ganz besonderen Lob von Daddy ausgezeichnet: „Bester Reisehund der Welt“. Wow, bin ich stolz!

 

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