Kapitel 18 
(Januar und Februar 2017):

Wheatenwinter


Am Silvesterabend konnten die Nachbarn wieder mal mit ihrer Knallerei nicht bis Mitternacht warten. Ich musste also Haus und Hof verteidigen. Mami mochte mein Bellen nicht so gern, nachdem die ersten Raketen und Böller gezündet wurden, und sagte sehr laut und deutlich zwei Mal "Nein!". Ich war verletzt, denn sie hat mich noch nie zuvor angeschrien. Also schwieg ich von da an, passte aber weiter auf.

Um Mitternacht, als die Show so richtig los ging, ließen sie mich drinnen, um meine Ohren zu schützen, aber Mami sah alle paar Minuten nach mir. Ich spielte die Lässige und schmollte vor dem Sofa. Nachdem ich aber ja den ganzen Abend Wache geschoben hatte und erst um halb drei Uhr ins Bett kam, war ich am anderen Morgen doch etwas langsamer beim Frühstück.

Es gab dokumentierte Berichte über Wildschweine in der Nachbarschaft: gegenüber in der Straße, nebenan und auf der freien Fläche neben unserem Garten. Deshalb muss ich nun jedes Mal, wenn die Tür zum Garten geöffnet wird, wie eine Wilde herausstürzen und bei der Stelle, wo sie wohl waren, Bellen und Knurren. Meine Napffüller meinen, unser stabiler Drahtgitterzaun schützt mich, aber die Wildschweine haben es schon fertig gebracht, Löcher in die Maschendrahtzäune der Nachbarn zu reißen. Ich werde sie einfach vertreiben, wenn sie es wagen sollten, noch einmal wieder zu kommen. Ich will doch nicht für sie büßen, falls sie in unserem Garten Löcher wühlen und ich dann in Verdacht komme. Ich hab das doch extra aufgegeben, als ich erwachsen wurde.

Unser Hundeclub hat einen Winterspaziergang auf dem Deich in Bremen gemacht. Leider waren nur drei Hunde zusammen mit sieben Erwachsenen anwesend: mein Aussipartner Jo-Jo, Paddy, der Leonberger (ein Schlachtschiff!), und Eure ehrenwerte Róisín, alias "Die Erbse". Wir haben immer abwechselnd miteinander gespielt.

Auf dem Rückweg bin ich auf dünnem Eis eingebrochen und landete in einem Schlammloch. Ich hatte ziemliche Schwierigkeiten, da wieder heraus zu kommen und ich brauchte vier Versuche, war aber schneller als Mami, die mich retten wollte. Ich sah wie ein schokoladenüberzogener Keks aus. Danach musste ich an der Leine gehen, damit ich nicht etwa andere Leute anspringe, und zuhause gab es natürlich ein Vollbad mit Shampoo. Mami war froh, dass ich im Auto in meiner Kiste eingesperrt war und den Dreck nicht gleichmäßig verteilen konnte.

 

Vor ein paar Tagen wollten wir wieder mal zum Spaziergang in die Felder und die Straße war glatt. Ich war guter Dinge, fand einen Stock und spielte damit, als Mami verärgert rief, "Hör endlich auf zu ziehen!". Sie verlor ihren ganzen Humor auf der glatten Straße! Ich hatte das alles schon zwei Tage vorher mal gemacht, was ihr die Freude am Spaziergang  und die gute Laune verdarb. Ich gehorchte demütig.

Bis ich im Wald ein Kaninchen entdeckte. Zoom - war ich weg. Ich hab es natürlich bald aus den Augen verloren und kam zurück zu Mami und Tante Uschi. Was sie aber noch mehr verärgerte, war die Tatsache, dass ich wieder mal ein Rehbein gefunden hatte. Ich habe es allerdings freiwillig hergegeben und sie haben es wieder oben auf den Hochsitz des Jägers gelegt.

Lass uns mal überlegen: Mami hat schon eins mit nach Hause genommen und in den Müll geworfen, Tante Uschi hat eins gleich im Wald vergraben und das von heute liegt auf dem Hochsitz.... Ein Reh hat aber vier Beine. Da muss wohl irgendwo noch eins sein. Sie haben mich nur schwer aus dem Wald heraus bekommen, bis ich an der Leine war.

Vor zwei Tagen kamen Wanda und Gert aus Bayern, um mit mir spazieren zu gehen. Mami wollte ihnen das Rehbein im Hochsitz zeigen, aber als sie die Tür dazu öffnete, war das Bein weg. Heute war ich dort dann wieder mit Mami und Tante Uschi unterwegs. Als Mami Tante Uschi gerade die Geschichte von dem fehlenden Rehbein erzählen wollte, schrie Tante Uschi auf, "Sie hat wieder eins!". Ich tänzelte durch den Wald und raus aufs Feld und ließ dabei niemanden nahe genug an mich herankommen, dass er mir das herumbaumelnde Bein abjagen könnte. Dann aber sagte Mami, "Halt still!", was sie sonst immer sagt, wenn sie Zweige oder Zecken aus meinem Fell entfernen will. Ich bin so daran gewöhnt zu gehorchen, dass ich wirklich still stand und sie mir das Bein abnehmen und über einen hohen Ast hängen konnte. Wir sind uns nur nicht sicher, ob dies nun Nummer 3 vom Hochsitz oder vielleicht doch schon Nummer 4 war. Ich prüf das morgen mal nach.

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