Kapitel 21 
(Oktober 2017):

Wir sind ein Team!
Meine Rally Obedience Turniere


Ich bin eigentlich Mamis "Kleine Schnecke" bei Agility. Bei Turnieren haben wir immer wieder einen "sauberen Lauf" (keine Fehler) - und werden dann doch disqualifiziert, weil wir das Zeitlimit überschritten haben. Mami kann aber nicht viel schneller laufen und deshalb nehme ich mir Zeit, damit sie besser aussieht. Man sagt, dass ich süß aussehe, wenn ich mit meiner roten Haarklemme durch den Ring hüpfe, die mir die Haare von den Augen fernhalten soll. Mami sagt zwar, dass sie sie nicht immer auf mich warten sondern auch mal außer Atem kommen will. Da hab ich's ihr aber letzte Woche beim Training gezeigt, wie es sich anfühlt, wenn ich schnell bin. Das war dann aber kurz vor dem Sauerstoffzelt! Die anderen in der Gruppe klatschten Beifall und Trainerin Annika lobte mich über und über. Ich hatte den Kurs schneller als jemals zuvor absolviert, einschließlich des Slaloms, wo ich sogar ein bisschen um die Stangen gehüpft bin.

Am besten komme ich bei Rally Obedience zurecht. Obwohl ich den monatlichen Just-for-Fun-Wettbewerb in unserem Club regelmäßig ver-pfusche (Hm, genau betrachtet sind das eigentlich Mamis Fehler), hatte ich bei offiziellen Wettbewerben in diesem Sommer regelmäßig richtig gute Ergebnisse: Von 100 möglichen Punkten gab es je einmal 90, 92, 93, 96, und 99 Punkte, jedes Mal mit dem Urteil "Vorzüglich". Die 90 Punkte hätten eigentlich 95 sein sollen, aber Mami ordnete den Übergang von "Sitz!" in "Hinlegen" zu schnell an. - Bumm - 5 Punkte weniger! Wir sind immer die Exoten, weil Mami mit mir Englisch spricht, schließlich ist sie seit über 50 Jahren Hundebesitzerin und schon lange, bevor sie Deutsch sprechen konnte. Und ich bin Irisch, auch wenn ich in Deutschland geboren wurde. Daddy spricht auch Englisch mit mir und die Nachbarskinder lernen Englisch durch meine Kommandos.

Die Richterin, die uns die 99 Punkte gegeben hatte, fragte uns, ob sie uns nicht schon einmal gesehen hätte. - Ja, in Lohne im April, wo ich mein zweites Turnier gelaufen bin. - "Das dachte ich mir. Ich seh so gerne zu, wie ihr zusammenarbeitet. Ich krieg dann immer Tränen in die Augen. Ich mag das, wie du ihr die Informationen gibst." - Sie hatte gehört, wie Mami mich vor einem Aufgabenschild, bei dem ich besonders aufmerksam sein musste, gefragt hatte, "Ready? (Fertig?/ Achtung!)" und ein anderes Mal vor "Rechts" oder "Links" gewarnt und überhaupt viel gelobt hatte. Den einen Punkt, den sie abziehen musste, bekam ich nicht, weil ich einmal etwas schief vor ihr gesessen hatte. Wir wurden zweite; den ersten Platz gab es auch für 99 Punkte, aber der Lauf war 14 Sekunden schneller. Aber die beiden, Hundeführer und Hund, hatten ja auch viel längere Beine und Mami brauchte außerdem zu viel Zeit, um die Leckerli aus der Hosentasche zu holen. Die Richterin betonte, was für ein geduldiger Hund ich wäre. Ihr Hund wäre längst an ihr hoch gesprungen, wenn sie die Leckerli nicht sofort herausgerückt hätte (Gute Idee eigentlich...). Nach den neuesten Regeln ist das bei Aufgabenschildern erlaubt, wo angehalten wird. Mami gibt mir allerdings nicht immer etwas, nur damit sie mich bei Laune hält. Patentante Uschi hat Mami extra eine Weste geschenkt, damit sie mir künftig meine Leberkäsewürfel schneller geben kann.

Nach einem einzigen Ergebnis von wenigstens 90 Punkten hätten wir eigentlich schon aus der Anfängerklasse in die Klasse 1 aufsteigen können, aber Mami wollte mehr als nur ein einziges "Vorzüglich" haben, damit klar ist, dass es nicht ein Zufallstreffer war. Jetzt können wir nicht mehr aufsteigen, weil wir uns für die Niedersächsischen Landesmeisterschaften angemeldet haben und weil man nach dem 15. August nicht mehr aufsteigen darf. Lieber sicher bei den Anfängern als ein Desaster in Klasse 1. Unsere Herausforderungen kriegen wir schon mit, denn wir trainieren schon die Übungen mit, wie sie in Klasse 3 vorkommen.Vor zwei Wochen hatten wir unser clubinternes Grinsekoppturnier. Trainerin Ela hatte gerade gesagt, "Sieht nach einem 100-Punkte-Lauf aus", als Mami beim letzten Aufgabenschild rechts statt links und danach links statt rechts herum lief. Arrrrgh! Danach war ihr klar, dass wir doch nicht zu den Deutschen Meisterschaften nach Wesel fahren wollten: einmal falsch herum und alles wäre umsonst!

Heute gab es ein Turnier in Oldenburg, weniger als eine Autostunde entfernt. Ich war beim Üben so gut, dass auch Mami mit einem guten Gefühl an den Start ging. Es konnte eigentlich nicht schlechter werden als 90 Punkte. Sie achtete dieses Mal besonders auf links und rechts und vergaß auch nicht, zwischen Sitzen und Liegen zwei Sekunden abzuwarten. Als wir mit dem Kurs fertig waren und zum Gespräch mit der Richterin kamen, sagte diese, "100 Punkte! Ich gratuliere!" Mami fragte die Richterin, ob sie sie umarmen dürfte - "Klar!". Jetzt freuen wir uns auf die Landesmeisterschaften in Hannover und danach wollen wir von "Anfänger" in die Klasse 1 aufsteigen. Genug von diesem Anfängersachen - ich brauche neue Herausforderungen!

Gut, dass ich die Gelegenheit zum Angeben wegen unserer 100 Punkte vor zwei Wochen genutzt habe. Heute, in Hannover, bei den Niedersächsischen Landesmeisterschaften (NIROC) lief es nicht so gut. Vor dem Vorbereitungsplatz lagen nämlich glatte Steinplatten mit glatten, nassen Blättern und Mami wäre beinahe ausgerutscht. Mir wurde beim Warten langweilig und ich setzte mich hin. Hier, im Vorbereitungsplatz, sorgte ich dafür, dass Mami sich sicher fühlte, indem ich freudig alle Anweisungen befolgte, die sie mir gab. Als wir an der Reihe waren, gingen wir in den Ring, aber schon beim Schild für die erste Aufgabe wirbelte ich herum. Mami hatte keine Ahnung, warum ich mich wie ein Kreisel drehte. Zwei Schilder weiter wackelte ich wieder hin und her: Eins dieser blöden Blätter klebte an meinem Hinterteil und zwickte mich, wenn ich sitzen sollte. Aber an dieser Stelle gelang es mir endlich, das Blatt abzuschütteln. Dann war alles o.k. und wir beendeten den Kurs friedlich. Allerdings verloren wir 6 Punkte wegen meiner Tänzelschritte, dazu einen für ein schiefes Sitzen und einen, weil ich beim Hinsetzen gezögert hatte. 92 Punkte wird zwar trotzdem als "Vorzüglich" bezeichnet, aber Mami wird nächstes Mal sicherheitshalber mein Hinterteil kontrollieren. Wahrscheinlich habe ich dann stattdessen ein Haar im Auge oder meinen  Bart im Maul.

Mein Partner Jo-Jo aus der Prüfung von Kapitel 14 und mein Freund Buddy waren auch in Hannover und mit dem einzigen Tag mit perfektem Herbstwetter zwischen kalten und verregneten Tagen hatten wir trotzdem noch viel Spaß in unseren Zelten. Nächstes Jahr werden wir alle in Klasse 1 starten.

Jetzt ist die Saison vorbei und wir haben nur noch einen Termin vor uns, die Haustiermesse, wo ich wieder meine Rasse vertreten werde (Kapitel 16). Wenigstens müssen wir nun erstmal nirgends mehr besonders gut sein.

   

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